Ersatzjunge





Es gibt Leute, die verschwinden, ohne es vorher angekündigt zu haben. Ganz langsam schleichen die sich aus unserem Leben. Und bevor man es merkt, sind die schon über alle Berge. Zuerst sieht man sie jeden Tag, dann einmal in der Woche und am Ende vielleicht nur zweimal im Monat.

Mein bester Freund Jänki könnte bald auch zu denen gehören. So gerne ich ihn auch habe und so sehr ich es liebe, seine Haut zu berühren, seinen Atem zu spüren und neben ihm die ganze Welt um mich zu vergessen, unsere gemeinsame Zeit ist längst abgelaufen.

Auch wenn ich es manchmal nicht hinnehmen kann und immer wieder versuche, den Kontakt aufrecht zu erhalten, der Zug ist abgefahren. Und wenn ich auf die letzten Monate zurückblicke, wird mir auch klar, wieso ich mit so vielen Leuten rumvögele. Ich war ständig auf der Suche nach einem Ersatz, nach einem neuen Jänki.

Der britische Junge Sam, Großmaul Adam und zuletzt diesen Max. Alle sehen Jänki sehr ähnlich. Aber keiner konnte ihn wirklich ersetzen.

Ich kenne meinen besten Freund viel zu gut. Ich weiß fast alles über ihn. Und ich weiß, er bleibt noch viele Jahre meine Nummer Eins. Das letzte Mal, als wir uns sahen, hat er bei mir gepennt. Sharin schlief ein, Jänki und ich waren noch wach. Dann geschah es. Wir wollten es machen. Lautlos und schnell.

Es kam aber anders. Viel zu langsam. Die Standhaftigkeit ließ nach. Der Höhepunkt blieb aus. Ich ging zurück ins Bett zu Sharin. Am nächsten Morgen mussten die beiden weg. Wer weiß, wann ich die das nächste Mal wieder sehe.

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